1917
20. Januar 2020
1917 – Das Grauen des Kriegs hautnah
Mit „American Beauty“ legte der britische Regisseur Sam Mendes den Grundstein für seine erfolgreiche Hollywood-Karriere. Nach den beiden James Bond-Verfilmungen „Skyfall“ und „Spectre“ ist der mittlerweile 54-Jährige endgültig ganz oben in der Top-Liga angekommen. Und so jemanden braucht es auch, um einen Film wie „1917“ zu drehen. Der Kriegsfilm bringt die Dramatik des Ersten Weltkriegs wie kaum ein Streifen zuvor auf die Leinwand – das wohl persönlichste Werk von Mendes ist nicht erst nach den Golden Globes für die Beste Regie und Bester Film ein ganz heißer Oscar-Kandidat.
„1917“ beginnt fast schon idyllisch. Die beiden britischen Soldaten Schofield und Blake ruhen sich unter einem Baum aus und genießen die Stille. Doch mit der ist es schnell vorbei – die harte Pflicht ruft: Denn in Nordfrankreich stehen sich englische und deutsche Truppen unbarmherzig gegenüber – für die zwei Soldaten hat ihr General einen äußerst gefährlichen Spezialauftrag: Sie sollen sich zwischen die Frontlinien begeben, um ein weiteres britisches Bataillon mit 1.600 Mann vor einem deutschen Hinterhalt zu warnen. Für die beiden jungen Männer beginnt ein Ritt durch die Hölle, ihr Leben steht in jeder Sekunde auf Messers Schneide...
Dem Großvater gewidmet
Filme über den Ersten Weltkrieg gibt es doch genug, möchte man denken. Doch in „1917“ wird das Kampfgeschehen, die beklemmende Todesangst der Soldaten und die Sinnlosigkeit des Krieges auf eine sehr persönliche Weise sichtbar. Das mag vor allem daran liegen, dass Mendes den Film seinem Großvater gewidmet hat, der als Soldat im Ersten Weltkrieg diente. Im Interview mit der Berliner Zeitung bringt es der Regisseur auf den Punkt: „Warum wurde der Kerl neben ihm von einem Granatsplitter tödlich getroffen und nicht er selbst? Diese Fragen trieben ihn um und was ich daraus lernte, war sehr viel existenzialistischer als jede Geschichtsstunde. Deswegen wollte ich keinen Film über den Ersten Weltkrieg drehen, sondern einen kleinen Einblick geben, wie es für einen Menschen ist, Krieg zu erleben.“
Meisterhafte Kameraarbeit
Dabei überlassen Perfektionist Mendes und sein Kameramann Roger Deakins nichts dem Zufall. In jeder Einstellung sind wir hautnah am Geschehen dabei und werden gnadenlos in die Geschichte hineingezogen. Dabei schaffen es Mendes und Deakins, fast ohne harte Schnitte auszukommen. Es scheint, als sei der Film in einer einzigen Einstellung gedreht worden – was die Atemlosigkeit und die Spannung ins Unendliche treibt.
Die beiden einsamen Soldaten werden von den Jungschauspielern George MacKay und Dean-Charles Chapman verkörpert. Vor allem Letzterer dürfte einem großen Publikum durch die Rolle des Tommen Baratheon in der HBO-Erfolgsserie „Game of Thrones“ bekannt sein. Unterstützt wird das Duo von einem Cast, der auch in den Nebenrollen exzellent besetzt ist: So geben sich in der 90-Millionen-Dollar-Produktion unter anderem Benedict Cumberbatch und Colin Firth die Ehre.
„Die Wirkung von 1917 ist einfach atemberaubend, erschreckend, entsetzlich. Dieser Krieg war zu groß, zu chaotisch, zu ausgedehnt, um etwas Definitives zu schaffen. Es gibt nur ‚Versionen‘. Der Film bietet eine überzeugende Version davon, wie sich ein Tag im Krieg für zwei Soldaten angefühlt haben mag“, schreibt der Sydney Morning Herald begeistert. Fraglos gelingt Mendes mit „1917“ ein grandioses Meisterwerk, das auch noch lange nach dem Kinobesuch im Kopf des Zuschauers herumschwirrt. Bald ist es soweit: Der Film startet in Deutschland am 16. Januar.

Mit: George MacKay, Dean-Charles Chapman, Mark Strong, Andrew Scott, Richard Madden, Claire Duburcq, Colin Firth, Benedict Cumberbatch