„Ballon“ – Dramatische Flucht aus der DDR
24. September 2018
„Ballon“ – Dramatische Flucht aus der DDR
Der Vorfall sorgte weltweit für Aufmerksamkeit: Zwei Familien fliehen im September 1979 mit einem selbstgebauten Heißluftballon über die innerdeutsche Grenze aus der DDR nach Westdeutschland. Ein kinoreifer Stoff. Niemand Geringerer als Michael „Bully“ Herbig hat sich der Geschichte angenommen und bringt mit „Ballon“ einen nervenzerfetzenden Krimi auf die Leinwand.
„Mit dem Wind nach Westen“ war die Story um die spektakuläre Flucht in den 80er Jahren schon einmal verfilmt worden. Denn die reale Geschichte der beiden Familien könnte aus der Feder eines Hollywoodautoren stammen: Die Familie Strelzyk unternahm Mitte 1979 einen Fluchtversuch mit einem selbstgebauten Ballon. Allerdings sog sich die Ballonhülle durch die hohe Luftfeuchtigkeit mit Wasser voll, das Fluggerät stürzte ab.
Mit großem Aufwand organisierten die Strelzyks mit der Hilfe der Familie Wetzel einen zweiten Flugversuch, während die Stasi ihnen täglich ein wenig mehr auf die Pelle rückte. Mitte September 1979 starteten die Familien in Richtung BRD und landeten 28 Minuten später in der lang ersehnten Freiheit.
„Bully“ zieht alle Register
Der Ausgang der Geschichte ist bekannt und dennoch schafft es Regisseur Herbig mit „Ballon“, die Spannung in jeder Minute des Films stetig hochzuhalten. „Er lässt sein ganzes Know-How ... in seine Arbeit miteinfließen und schafft am Ende vor allem dadurch, dass seine Geschichte, aller Vorhersehbarkeit zum Trotz, einen Sog aus Spannung, Dramatik und viel, viel Menschlichkeit entwickelt.“, meint Filmkritikerin Antje Wessels zu Herbigs neuer Rolle als Krimi-Regisseur.
Einen großen Anteil daran, dass dem Zuschauer bei „Ballon“ in keiner Sekunde langweilig wird, hat sicherlich auch das großartige Ensemble mit Friedrich Mücke, Karoline Schuch, David Kross und Alicia von Rittberg. Herbig ist immer ganz nah dran an seinen Protagonisten und die ziehen den Zuschauer mit ihrem überzeugenden Schauspiel mühelos auf ihre Seite.
Dass Herbig sich zum ersten Mal von der Comedy abwendet und im Thriller-Genre sein Glück sucht, hat eine lange Geschichte. Bereits vor sechs Jahren begann der Künstler mit der Planung an dem Film und hatte sich mit dem DDR-Flüchtling Günter Wetzel getroffen, um die Geschichte der Flucht aus erster Hand zu hören. Informationen aus den Stasi-Akten flossen ebenso ins Drehbuch ein. Doch die komplizierte Rechtslage um die Filmrechte verhinderte eine schnellere Umsetzung.
Flüchtlingsgeschichte aktuell wie nie
Auch wenn die Flucht bereits fast vierzig Jahre zurückliegt – für Herbig ist die Geschichte so aktuell wie noch nie. „Die Beweggründe einer Flucht sind oft ähnlich, egal ob einer damals aus dem einen deutschen Staat in den anderen flüchtete oder heute jemand das rettende Europa erreichen will. Zuallererst wollte ich einen unterhaltsamen Thriller inszenieren. Aber wenn jemand nun ins Grübeln kommt, was das Thema Flucht bedeutet, dann habe ich nichts dagegen.“, meint Herbig in einem Interview.
Die besten Geschichten schreibt das Leben und verdienen einen großartigen Kinofilm. Den hat der spektakulärste Fluchtversuch aus der DDR mit „Ballon“ ohne Frage bekommen. Wer 125 Minuten mitfiebern will, wie sich die Schlinge um die verschworene Truppe immer weiter zuzieht, darf diesen Film auf keinen Fall verpassen. Und wer die Story rund um die Ballonflucht nur vom Hörensagen kennt, kann hier auch noch etwas über die deutsche Geschichte lernen.
„Ballon“ läuft ab dem 27. September im Kino.
Mit: Friedrich Mücke, Karoline Schuch, David Kross, Alicia von Rittberg, Thomas Kretschmann