Ein Becken voller Männer
17. Juni 2019
Ein Becken voller Männer – Verlierertruppe im nassen Element
Männer und Synchronschwimmen – das geht nicht wirklich zusammen, oder? Doch, doch, das geht, und wenn es nur im Kino ist: 2008 schickte der schwedische Regisseur Måns Herngren mit „Männer im Wasser“ ein männliches Hockey-Team ins nasse Element, nachdem die Sportler nach dem Verlust ihrer Trainingshalle eine Alternativbeschäftigung suchen. In ähnlichen Bahnen bewegt sich die französische Tragikomödie „Ein Becken voller Männer“, die uns das Schicksal von Männern in der Dämmerung der Midlife-Crisis auf witzige und manchmal auch melancholische Art näherbringt.
Bertrand ist seit zwei Jahren arbeitslos, depressiv, sein Sohn hasst ihn. Nur wenn er seine Tochter mal zum Schwimmen bringt, kann er sich vom Sofa aufraffen. Doch ein Besuch in der Schwimmhalle soll sein Leben für immer verändern: Nachdem Bertrand dort einen Aushang gelesen hat, schließt er sich einem Team von Synchronschwimmern an. Und auch dessen Mitglieder haben es nicht leicht im Leben: Möchtegern-Entrepreneur Marcus ist ständig pleite, Laurent hat ein ziemliches Aggressionsproblem und Musiker Simon hat zwar schon unzählige Platten veröffentlicht – hören will die aber keiner.
Eine verrückte Idee ändert alles
Eine verrückte Idee gibt den Männern einen neuen Lebenssinn: Sie wollen an der bevorstehenden Weltmeisterschaft im Synchronschwimmen teilnehmen. Als ob das nicht schon schwierig genug wäre, bekommt auch noch ihre Trainerin, die trockene Alkoholikerin Delphine, einen Rückfall. Ist die Gemeinschaft aus Verlierern stark genug, sich der Herausforderung zu stellen?
Was „Ganz oder gar nicht“ vor 22 Jahren schaffte, führt „Ein Becken voller Männer“ mehr als erfolgreich weiter. Angesichts der allzu menschlichen Schwächen der Protagonisten fällt es uns leicht, sich mit dieser Truppe von mehr oder weniger liebenswürdigen Losern zu identifizieren. Hinzu kommt eine Besetzung, die sich gewaschen hat und auch den Zuschauern über Frankreichs Grenzen hinaus bekannt sein dürfte: Mit Mathieu Amalric spielt einer der bekanntesten französischen Schauspieler die Hauptrolle – James-Bond-Anhänger kennen den vielseitigen Star aus „Ein Quantum Trost“. In weiteren Rollen sind Guillaume Canet („Krieg der Knöpfe“) und die bezaubernde Virginie Efira zu sehen.
Harte Arbeit für die Stars
Das nasse Terrain verlangte den Schauspielern alles ab – denn vom Synchronschwimmen hatte keiner der Darsteller eine Ahnung. Die Dreharbeiten miteingerechnet, verbrachten die Stars sieben Monate viele Tage im Wasser, um die sportliche Darbietung so real wie nur möglich zu machen. So konnten die Schauspieler 80 Prozent der Choreografien selbst durchführen – nur bei ganz komplizierten Bewegungen sprangen professionelle Tanz-Doubles ein.
Auch wenn „Ein Becken voller Männer“ auf den ersten Blick als eine Geschichte über Einzelschicksale daherkommt – der Regisseur hatte bei der Entwicklung des Drehbuchs das große Ganze im Blick: „Es gibt keine Hoffnung mehr und keinen Glauben mehr in die meisten Menschen in meinem Land. Ich wollte darüber durch den Sport - den Amateursport - sprechen, der für mich eines der letzten Gebiete ist, in dem sich jeder treffen und über seine Gemeinsamkeiten sprechen kann“, beschreibt Gilles Lellouche sein Gefühl zur Spaltung der französischen Gesellschaft.
Im vergangenen Jahr lief „Männer im Wasser“ beim Filmfestival in Cannes außer Konkurrenz und befand sich unter den Top-Filmen in allerbester Gesellschaft. Gekonnt herausgearbeitete Charaktere, mehr als eine Prise des feinen französischen Humors und eine positive, aufmunternde Botschaft machen „Männer im Wasser“ zu einem Pflichtfilm im Sommer. Wir mussten lange warten, doch bald ist es soweit: Am 27. Juni startet der Streifen in den deutschen Kinos.

Mit: Mathieu Amalric, Guillaume Canet, Benoît Poelvoorde, Jean-Hugues Anglad, Virginie Efira