The Man Who Killed Don Quixote - Terry Gilliams ganz persönlicher Kampf gegen die Windmühlen
17. September 2018
The Man Who Killed Don Quixote
Terry Gilliams Filme sind vor allem eins – nicht normal. Ob „Die Ritter der Kokosnuss“, „Brazil“ oder „Fear and Loathing in Las Vegas“: Die Geschichten des US-Regisseurs umwehen immer mehr als nur ein Hauch von Wahnsinn. Auch sein neuester Streifen „The Man Who Killed Don Quixote“ reiht sich nahtlos in das Werk von Gilliam ein. Als ob die Story rund um einen zynischen Werberegisseur und einen durchgeknallten spanischen Schuhmacher nicht schon verrückt genug wäre – allein die Entstehungsgeschichte von „The Man Who Killed Don Quixote“ ist einen eigenen Film wert.
Die dunkle Vergangenheit schlägt gnadenlos zurück
Der hochnäsige Werberegisseur Toby Grisoni arbeitet in Spanien an einen neuen Clip. Dabei wird der Unsympath mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Denn ganz in der Nähe hatte Toby als junger Künstler einen Film über den legendären Don Quijote gedreht und dabei die Dorfbewohner als Schauspieler eingesetzt. Mit Folgen: Sein damaliger Hauptdarsteller hält sich seitdem für den schrägen Ritter und heuert Toby sofort als seinen Gehilfen Sancho Panza an. Eine absurde Reise beginnt für die beiden, bei der Toby beinahe den Verstand verliert.
Gilliams ganz persönlicher Kampf gegen die Windmühlen
Den Verstand fast verloren hat wohl auch Gilliam, der „The Man Who Killed Don Quixote“ bereits im Jahr 2000 umsetzen wollte – und zwar mit Johnny Depp und dem mittlerweile verstorbenen Jean Rochefort in den Hauptrollen. Doch das Projekt stand unter keinem guten Stern: Erst machte eine Springflut am 2. Drehtag das bisherige Filmmaterial unbrauchbar. Als dann noch Don Quijote-Darsteller Rochefort schwer erkrankte, war dem ersten Versuch, die Geschichte auf die Leinwand zu bringen, endgültig der Stecker gezogen. Aus den gescheiterten Dreharbeiten entstand der preisgekrönte Dokumentarfilm „Lost in La Mancha“.
Über die Jahre versuchte Gilliam, den Film erneut auf die Beine zu stellen, Rechtsstreitigkeiten zögerten die Dreharbeiten immer weiter hinaus. Zwischenzeitlich waren auch Robert Duvall und Ewan McGregor für die Hauptrollen im Gespräch.
Diese übernehmen im jetzt endlich fertig gestellten Film Adam Driver als Toby und Jonathan Pryce als Don Quijote. Nach einem selbstironischen Vorspann, in dem sich Gilliam für die gewaltige Verzögerung entschuldigt, taucht der Zuschauer ein in einen fantastischen Trip zwischen Realität und Wirklichkeit. Wahnwitzige Bilder und unvorhersehbare Wendungen machen „The Man Who Killed Don Quixote“ zu einem echten Kinoerlebnis. In den Nebenrollen dürfen Stellan Skarsgård („Avengers: Age of Ultron“ und Olga Kurylenko („Ein Quantum Trost“) glänzen.
Dass die Kinowelt ohne ein Genie wie Gilliam ein wenig grauer wäre, stellt nicht nur der Guardian in seiner Filmkritik fest: „Es ist ein Film mit Lebhaftigkeit, Unschuld und Charme, und es ist ein Moralschub für jeden, dem die Kreativität am Herzen liegt, dass Gilliam den Film überhaupt erst geschaffen lassen hat...Seine Individualität ist eine Freude, wenn so viel Mainstream-Kino durch Algorithmen erschaffen zu sein scheint. Was für ein langweiliger Ort wäre die Welt ohne Terry Gilliam.“
Der Regisseur beurteilt seinen jahrelangen Kampf gegen die Windmühlen im Übrigen ganz gelassen. Zu den Produktionsproblemen von „The Man Who Killed Don Quixote“, die in der Filmbranche schon legendär sind, meinte Gilliam: „Es ist mir sch...egal. Meine Meinung zählt nicht. Ich will nur, dass die Leute das Ding sehen.“
Dazu hat man bald Gelegenheit: Am 27. September – fast 30 Jahre nach der ersten Idee - kommt „The Man Who Killed Don Quixote“ in Deutschland ins Kino.
Mit: Jonathan Pryce, Adam Driver, Olga Kurylenko